„Das Figurentheaterhaus am Großen Kolonnenweg bekommt für zwei weitere Jahre Förderung. Jetzt gilt es, sichtbar zu werden und die Kräfte zu bündeln, meint Uwe Janssen.“

„Figurentheater? Kinderkram! Sagen die, in deren Köpfen bei diesem Gedanken der Wachtmeister als Ganzkörperkeule das Krokodil haut und der Kasper feixend danebensteht. Und dann sitzen sie vor Sascha Grammels Bauchrednershow und hauen sich auf die Schenkel. Ist ja Comedy! Figurentheater lebt mit Klischees und Schubladendenken. Selbst in Hannover, wo das Genre eine lange Tradition hat: Seiler, Marmelock, Filou Fox, Neumond – Namen mit Klang in der Szene, deren Zentrum seit einiger Zeit ein auffällig gelbes Haus am Großen Kolonnenweg ist. Das wird es nach einigem Hin und Her laut aktuellem politischen Beschluss vorerst zwei weitere Jahre bleiben. Mit neuer Geschäftsführung, mit neuen Plänen, frischen Ideen, lokalen Künstlern und Puppentheater für Kinder und Erwachsene. Das ist gut so, denn einer Millionenregion mit Kulturhauptstadtanspruch stehen so ein Ort, das Genre und kulturelle Vielfalt von Mainstream bis Nische gut zu Gesicht. Die Politik hat angekündigt, dem Figurentheater auf die Finger zu schauen. Um das nächste Drama um Förderung und Fortbestand zu vermeiden, muss das Theater nun sichtbar werden. Rausgehen. Überraschen. Überzeugen. Gräben zuschütten. Kräfte bündeln. Das Know-how ist vor Ort, das Publikum sowieso. Und coronabedingt gibt es sogar ein bisschen Vorbereitungszeit, um demnächst mit richtig Wumms aus dem Lockdown zu
kommen. Damit in zwei Jahren niemand die Keule auspacken muss.“

Quelle: Hannoversche Allgemeine, 28.01.2021
https://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt/Kommentar-zum-Theatrio-in-Hannover-Gemeinsam-die-Puppen-tanzen-lassen