„Der Kaffee hat es in sich, erst ein kräftiger Schuss Milch färbt ihn etwas heller. „Ich bin Spanierin“, sagt Evelyna Möllmann de Villalba (48) entschuldigend. das Getränk passt zu ihrem Temperament, denn mit viel Kraft und Energie widmet sich die Kulturmanagerin einem Projekt, das lange Zeit auf der Kippe stand: das Figurentheater Theatrio in Vahrenwald soll eine Zukunft haben.
Dabei sah es vor wenigen Wochen noch so aus, als würde das gelbe Haus mit der markanten Handskulptur am Großen Kolonnenweg umgewidmet. Möllmann de Villalba führt uns in den Zuschauerraum, auf den Podesten stehen Stühle, auf denen sich jederzeit Publikum niederlassen könnte. „Hier sollten Yogakurse stattfinden, eine Art Freizeitheim war im Gespräch“, erzählt sie mit einem Kopfschütteln. Ihre Reaktion: „da hab ich aufgedreht.“
Klinkenputzen in der ganzen Stadt, Sponsorensuche, Netzwerkarbeit. es hat sich gelohnt. „Ich hatte sogar einen Termin bei Oberbürgermeister Belit Onay.“ Man merkt Möllmann de Villalba an, dass sie froh ist über die Kehrtwende: Seit Anfang Januar ist klar, dass zwei weitere Jahre die Spielstättenförderung der Stadt Hannover fließt, die 48-Jährige kann am Theatrio-Neustart arbeiten.
Ihr eigener Start in dem traditionshaus war holprig: Mitte März 2020 gab sie ihre Bewerbung als Kulturmanagerin ab, Corona änderte jedoch alles. als sie im August die Stelle antrat, warf ein schwerer Unfall den langjährigen Geschäftsführer James McDowell aus der Bahn – Möllmann de Villalba war auf sich allein gestellt. „Reinlesen, reindenken, Tag und Nacht“, beschreibt sie die ersten Wochen.
Das neue Konzept: mehr Theaterpädagogik, mehr Diversität im Angebot. „Für alte, Junge, Kranke, für alle“, wie sie betont. „Ich habe die Leute überzeugt, jetzt kommt die Arbeit“, das sei ihr bewusst. Corona verspricht ihr noch etwas Luft. „Wir planen einen sanften Start im Sommer.“ Bis dahin will sie Farbkonzept und Internetauftritt auffrischen, Künstlergarderoben renovieren, neue Projekte anschieben. „Ich träume von einem Kulturcafé“, sagt die neue Geschäftsführerin. Und gibt zu: „Ich denke groß.“
Die gebürtige Spanierin ist in ihrem Element. Wenn sie aus ihrer Kindheit und Jugend erzählt, ahnt man, dass sie im Theatrio an genau der richtigen Stelle gelandet ist. „Ich habe schon immer Inklusion gelebt“, sagt sie ganz ohne Pathos. Geboren wurde sie in Südspanien in der nähe von Alicante, ihr Großvater organisierte ende der 1960er-Jahre Gastarbeiterzüge zu Blaupunkt nach Hildesheim, AEG in Hameln. „da sind wir dann auch gelandet, da war ich ein Jahr alt.“
Ihr „logischer Schulweg als Ausländerkind“ führt erstmal zur Hauptschule. „Ich habe alle Schulformen durch“, sagt sie ohne Groll. „das war gut und wichtig.“ denn Erlebnisse wie mit ihrer türkischen Klassenkameradin Hatice, die wegen ihres Kopftuchs gehänselt wurde, prägen die Spanierin. „Ich habe dann selbst Kopftuch getragen“, erzählt sie von der Aktion, mit der sie ein Zeichen setzen wollte. Schon mit 15 macht die Schülerin Theater in der Kirchengemeinde, träumt davon „auf großen Bühnen Regie zu führen – das war eine magische Welt für mich“, erinnert sie sich. das Studium der Kulturwissenschaften sei eher eine Notlösung gewesen. oder doch nicht? „Kultur, Kunst und Theater sind eine Einheit.“ Möllmann de Villalba stellt Projekte auf die Beine, organisiert das Blindentheater „Sonne und Schatten“, leitet eine Kunst- und Musikschule in Sehnde, begleitet in Hospizen Sterbende. „Mit Kunst ist vieles machbar.“
Im Theatrio hat sie das erste Mal in ihrem Leben eine Festanstellung – „mit 48!“ als künstlerischer Berater ist weiter James Mcdowell im Hintergrund tätig, Evelyna Möllmann de Villalba stürzt sich auf die neue Aufgabe. „Ich habe mich gleich in das Theatrio verliebt. Es trägt Magie in sich und kann träume wahr werden lassen.“
Das will sie auch gern den Anwohnern des Figurentheaterhauses in der verschlafenen, eher gewerblichen ecke von Vahrenwald nahebringen. „Wenn es die Corona-Lage erlaube, gehe ich von Haus zu Haus und stelle mich vor“. das glaubt man der Frau mit dem spanischen Temperament sofort.“
Quelle: Neue Presse, 15.02.2021
https://www.neuepresse.de/Hannover/Leben-in-Hannover/Hannover-Evelyna-Moellmann-ist-neue-Chefin-im-Figurentheater-Theatrio
„Gekommen, um zu bleiben“
„Ich bin gern Gastgeberin“
Sie nimmt Theatrio in die Hand
„Der Kaffee hat es in sich, erst ein kräftiger Schuss Milch färbt ihn etwas heller. „Ich bin Spanierin“, sagt Evelyna Möllmann de Villalba (48) entschuldigend. das Getränk passt zu ihrem Temperament, denn mit viel Kraft und Energie widmet sich die Kulturmanagerin einem Projekt, das lange Zeit auf der Kippe stand: das Figurentheater Theatrio in Vahrenwald soll eine Zukunft haben.
Dabei sah es vor wenigen Wochen noch so aus, als würde das gelbe Haus mit der markanten Handskulptur am Großen Kolonnenweg umgewidmet. Möllmann de Villalba führt uns in den Zuschauerraum, auf den Podesten stehen Stühle, auf denen sich jederzeit Publikum niederlassen könnte. „Hier sollten Yogakurse stattfinden, eine Art Freizeitheim war im Gespräch“, erzählt sie mit einem Kopfschütteln. Ihre Reaktion: „da hab ich aufgedreht.“
Klinkenputzen in der ganzen Stadt, Sponsorensuche, Netzwerkarbeit. es hat sich gelohnt. „Ich hatte sogar einen Termin bei Oberbürgermeister Belit Onay.“ Man merkt Möllmann de Villalba an, dass sie froh ist über die Kehrtwende: Seit Anfang Januar ist klar, dass zwei weitere Jahre die Spielstättenförderung der Stadt Hannover fließt, die 48-Jährige kann am Theatrio-Neustart arbeiten.
Ihr eigener Start in dem traditionshaus war holprig: Mitte März 2020 gab sie ihre Bewerbung als Kulturmanagerin ab, Corona änderte jedoch alles. als sie im August die Stelle antrat, warf ein schwerer Unfall den langjährigen Geschäftsführer James McDowell aus der Bahn – Möllmann de Villalba war auf sich allein gestellt. „Reinlesen, reindenken, Tag und Nacht“, beschreibt sie die ersten Wochen.
Das neue Konzept: mehr Theaterpädagogik, mehr Diversität im Angebot. „Für alte, Junge, Kranke, für alle“, wie sie betont. „Ich habe die Leute überzeugt, jetzt kommt die Arbeit“, das sei ihr bewusst. Corona verspricht ihr noch etwas Luft. „Wir planen einen sanften Start im Sommer.“ Bis dahin will sie Farbkonzept und Internetauftritt auffrischen, Künstlergarderoben renovieren, neue Projekte anschieben. „Ich träume von einem Kulturcafé“, sagt die neue Geschäftsführerin. Und gibt zu: „Ich denke groß.“
Die gebürtige Spanierin ist in ihrem Element. Wenn sie aus ihrer Kindheit und Jugend erzählt, ahnt man, dass sie im Theatrio an genau der richtigen Stelle gelandet ist. „Ich habe schon immer Inklusion gelebt“, sagt sie ganz ohne Pathos. Geboren wurde sie in Südspanien in der nähe von Alicante, ihr Großvater organisierte ende der 1960er-Jahre Gastarbeiterzüge zu Blaupunkt nach Hildesheim, AEG in Hameln. „da sind wir dann auch gelandet, da war ich ein Jahr alt.“
Ihr „logischer Schulweg als Ausländerkind“ führt erstmal zur Hauptschule. „Ich habe alle Schulformen durch“, sagt sie ohne Groll. „das war gut und wichtig.“ denn Erlebnisse wie mit ihrer türkischen Klassenkameradin Hatice, die wegen ihres Kopftuchs gehänselt wurde, prägen die Spanierin. „Ich habe dann selbst Kopftuch getragen“, erzählt sie von der Aktion, mit der sie ein Zeichen setzen wollte. Schon mit 15 macht die Schülerin Theater in der Kirchengemeinde, träumt davon „auf großen Bühnen Regie zu führen – das war eine magische Welt für mich“, erinnert sie sich. das Studium der Kulturwissenschaften sei eher eine Notlösung gewesen. oder doch nicht? „Kultur, Kunst und Theater sind eine Einheit.“ Möllmann de Villalba stellt Projekte auf die Beine, organisiert das Blindentheater „Sonne und Schatten“, leitet eine Kunst- und Musikschule in Sehnde, begleitet in Hospizen Sterbende. „Mit Kunst ist vieles machbar.“
Im Theatrio hat sie das erste Mal in ihrem Leben eine Festanstellung – „mit 48!“ als künstlerischer Berater ist weiter James Mcdowell im Hintergrund tätig, Evelyna Möllmann de Villalba stürzt sich auf die neue Aufgabe. „Ich habe mich gleich in das Theatrio verliebt. Es trägt Magie in sich und kann träume wahr werden lassen.“
Das will sie auch gern den Anwohnern des Figurentheaterhauses in der verschlafenen, eher gewerblichen ecke von Vahrenwald nahebringen. „Wenn es die Corona-Lage erlaube, gehe ich von Haus zu Haus und stelle mich vor“. das glaubt man der Frau mit dem spanischen Temperament sofort.“
Quelle: Neue Presse, 15.02.2021
https://www.neuepresse.de/Hannover/Leben-in-Hannover/Hannover-Evelyna-Moellmann-ist-neue-Chefin-im-Figurentheater-Theatrio
Theatrio soll Kindern mehr bieten
Gemeinsam die Puppen tanzen lassen
„Das Figurentheaterhaus am Großen Kolonnenweg bekommt für zwei weitere Jahre Förderung. Jetzt gilt es, sichtbar zu werden und die Kräfte zu bündeln, meint Uwe Janssen.“
„Figurentheater? Kinderkram! Sagen die, in deren Köpfen bei diesem Gedanken der Wachtmeister als Ganzkörperkeule das Krokodil haut und der Kasper feixend danebensteht. Und dann sitzen sie vor Sascha Grammels Bauchrednershow und hauen sich auf die Schenkel. Ist ja Comedy! Figurentheater lebt mit Klischees und Schubladendenken. Selbst in Hannover, wo das Genre eine lange Tradition hat: Seiler, Marmelock, Filou Fox, Neumond – Namen mit Klang in der Szene, deren Zentrum seit einiger Zeit ein auffällig gelbes Haus am Großen Kolonnenweg ist. Das wird es nach einigem Hin und Her laut aktuellem politischen Beschluss vorerst zwei weitere Jahre bleiben. Mit neuer Geschäftsführung, mit neuen Plänen, frischen Ideen, lokalen Künstlern und Puppentheater für Kinder und Erwachsene. Das ist gut so, denn einer Millionenregion mit Kulturhauptstadtanspruch stehen so ein Ort, das Genre und kulturelle Vielfalt von Mainstream bis Nische gut zu Gesicht. Die Politik hat angekündigt, dem Figurentheater auf die Finger zu schauen. Um das nächste Drama um Förderung und Fortbestand zu vermeiden, muss das Theater nun sichtbar werden. Rausgehen. Überraschen. Überzeugen. Gräben zuschütten. Kräfte bündeln. Das Know-how ist vor Ort, das Publikum sowieso. Und coronabedingt gibt es sogar ein bisschen Vorbereitungszeit, um demnächst mit richtig Wumms aus dem Lockdown zu
kommen. Damit in zwei Jahren niemand die Keule auspacken muss.“
Quelle: Hannoversche Allgemeine, 28.01.2021
https://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt/Kommentar-zum-Theatrio-in-Hannover-Gemeinsam-die-Puppen-tanzen-lassen