Die neue Geschäftsführerin sprüht vor Energie, sie hat viele Pläne und Ideen für künftige Projekte im Figurentheaterhaus Theatrio. Doch zunächst einmal musste Evelyna Möllmann de Villalba alle geplanten Gastspiele absagen, die ihr Vorgänger James McDowell eingeladen hatte. „Das war leider meine erste Aufgabe in diesem Haus. Der Lockdown ließ uns keine andere Wahl, Corona hat uns alle ausgebremst.“

2002 hatten sich  die Figurentheater Seiler, Marmelock, Die Füchse (früher Filou Fox Uno) und Neumond (früher Filou Fox Solo) zu Theatrio zusammengeschlossen, 2007 bezogen sie das Figurentheaterhaus am Großen Kolonnenweg. Doch nun stand Theatrio kurz vor dem Aus, für die Figurentheater wurden bereits neue Auftrittsorte gesucht. Doch die studierte Kulturwissenschaftlerin wollte nicht aufgeben. „Wir haben hier ein so schönes Haus. Ich bin gern Gastgeberin, und ich möchte eine Gastgeberin für ganz Hannover sein.“ Mit Unterstützung des Vorstands vom Förderverein erarbeitete sie im kleinen Team ein neues Konzept, und die Stadt erklärte sich bereit, das bunte Theaterhaus mit der überdimensionierten Hand am Großen Kolonnenweg weiterhin als Spielstätte zu fördern – zunächst für zwei Jahre.

Nun muss sich Möllmann de Villalba um Drittmittel und Sponsoren bemühen. „Wir können hier neben dem Spielplan verschiedene Angebote machen. Theaterabende mit Catering, Kindergeburtstage, Workshops. Wir können das alles hier im Stadtteil neu beleben. Ich würde gern die Unternehmen vor Ort für unsere Arbeit begeistern.“ Zu den Hauptakteurinnen und -akteuren von Theatrio zählt weiterhin das Figurentheater der Gründergeneration. Doch hinter den Kulissen soll es in den vergangenen Jahren nicht immer harmonisch zugegangen sein. Inzwischen sei man aber wieder zusammengerückt, betont die neue Geschäftsführerin. „Das freut mich besonders. Die Arbeit muss uns allen Spaß machen.“

Auch die Solo-Selbstständigen aus der Region sollen im Figurentheaterhaus auftreten. „Die Hälfte unserer Vorstellungen wollen wir für Gruppen aus Hannover offenhalten, die andere Hälfte soll für auswärtige Gastspiele reserviert bleiben. Die Figurentheaterabende für Erwachsene waren bislang sehr erfolgreich bei uns im Haus.“ Rund 140 Vorstellungen im Jahr sind geplant. Gespielt wird für Kinder ab drei Jahren und für Familien.
„Dabei legen wir großen Wert auf Inklusion, Teilhabe und Diversität. Kultur und Bildung sollen allen Menschen offenstehen, auch Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund“, betont die gebürtige Spanierin. „Ich weiß, dass die Sprache eine zentrale Rolle bei der Integration spielt.“ Theater ohne Schwellenangst, für Evelyna Möllmann de Villalba steht dieser Aspekt im Zentrum. Die Kulturmanagerin und Theaterpädagogin lebt seit vielen Jahren in Linden und geht mit ihrem zehnjährigen Sohn oft ins Theater. Die freie Szene ist ihr vertraut. „Ich wünsche mir sehr, dass Theatrio auch in unserem Stadtteil noch bekannter wird.“ Die neue Leiterin hofft, dass der Theaterbetrieb nach Ostern starten kann. In der Zwischenzeit wird renoviert, damit auch in den Räumen der Neustart sichtbar wird. Und wenn es wieder wärmer wird, geht es nach draußen, an die frische Luft. „Wir wollen eine Außenbühne bauen und den ganzen Sommer über spielen.“ Ohne Pause – nach einem langen Lockdown.

Quelle: Hannoversche Allgemeine – Spielzeit – Februar 2021

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